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Feministischer Streik

Feministischer Streik 2025: Darum engagieren sich dieses Jahr so viele

Zahlreiche Personen demonstrieren am Feministischen Streik anlaesslich des Frauenstreiktags 2024, am Freitag, den 14. Juni 2024, in Zuerich. Schweizweit haben Frauen am Frauenstreik-Tag f
Für den 14. Juni sind wieder Demonstrationen in der ganzen Schweiz angekündigt.Bild: keystone
Feministischer Streik

Darum engagieren sich dieses Jahr so viele für den Feministischen Streik

Am 14. Juni ist feministischer Streiktag. In Bern und Zürich verzeichnen die Streikkollektive dieses Jahr ein besonders grosses Interesse. Verantwortlich machen sie dafür aber nicht nur US-Präsident Donald Trump.
04.06.2025, 10:2604.06.2025, 13:08
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Am 14. Juni findet der feministische Streik statt. Die Vorbereitungen in den Streikkollektiven laufen darum aktuell auf Hochtouren. In Bern und in Zürich beteiligen sich dieses Jahr besonders viele Menschen an der Organisation.

«Wir merken seit Anfang Jahr einen deutlichen Zuwachs an Engagierten im Kollektiv», sagt Olivia Borer von der Mediengruppe des Feministischen Streikkollektivs Bern zu watson. In diesem Jahr kämen zu den monatlichen offenen Netzwerktreffen jeweils mehr als doppelt so viele neue Teilnehmende als im vergangenen Jahr. Darunter befänden sich auffällig viele junge Menschen.

Feministischer Streik: Der 14. Juni in der Schweiz
Der erste «Frauenstreik» in der Schweiz fand am 14. Juni 1991 statt. Damals demonstrierten Hunderttausende Frauen schweizweit, um auf die mangelhafte Umsetzung des Gleichstellungsartikels aufmerksam zu machen, der am 14. Juni 1981 eingeführt worden war. Es war die grösste politische Mobilisierung seit dem Landesstreik 1918.

Am 14. Juni 2019 fand nach einer breiten Mobilisierung erneut ein Frauenstreik statt, an dem schweizweit 500'000 Personen teilnahmen. Die diversen Komitees riefen vor allem zum Protest gegen die fortbestehende Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern, ungleich verteilte Betreuungsarbeit, sexuelle Belästigung und Sexismus auf.

Seit 2019 mobilisieren die Streikkomitees am 14. Juni jährlich zu Streik- und Protestaktionen, die unter dem Namen «Feministischer Streik» stattfinden.

Insgesamt zählt das Berner Kollektiv über fünfzig Mitglieder, bei der Mobilisierung für den Streiktag seien aber insgesamt über hundert Personen aktiv, zum Beispiel bei Flyeraktionen.

Woher kommt der grosse Andrang in diesem Jahr? Borer beobachtet, wie der Erfolg rechtspopulistischer Parteien weltweit vielen bewusst macht, dass man auch in der Schweiz für Rechte von Frauen, non-binären und trans Personen kämpfen müsse. Dazu käme die hohe Zahl von Femiziden in diesem Jahr: 15 Opfer zählt die Rechercheplattform «Stop Femizid» für das laufende Jahr.

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Eine Teilnehmerin am feministischen Streik in Zürich, am 14. Juni 2024.Bild: keystone

Und auch die Rechte der Mütter stünden in der Schweiz unter Druck: «Wir kritisieren den Antrag der nationalrätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit, für eine Erhöhung des Vaterschaftsurlaubs den Mutterschaftsurlaub zu kürzen. Das ist ein Angriff auf das absolute Minimum», sagt Borer.

Sie fasst zusammen:

«Viele stossen aus Verdruss über den antifeministischen Backlash zu uns.»

Auf Nachfrage von watson berichtet auch das feministische Streikkollektiv Zürich von einer hohen Bereitschaft, sich für den Streik in diesem Jahr zu engagieren. Eine im Zürcher Kollektiv aktive Auskunftsperson, die anonym bleiben möchte, erklärt sich das grosse Interesse am feministischen Streiktag ebenfalls mit den aktuellen politischen Machtverhältnissen: «Der Rechtsrutsch in Ländern wie Deutschland oder in den USA macht vielen Menschen in der Schweiz Angst.» Diese wollten sich deshalb politisch engagieren. Und sähen im feministischen Kollektiv eine gute Möglichkeit dafür.

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Teilnehmerinnen am feministischen Streik 2024 in Zürich. Bild: KEYSTONE

Die Streikkollektive in Basel und in Luzern geben auf Nachfrage von watson zwar an, keinen grösseren Zuwachs von Mitgliedern als in anderen Jahren zu erleben. Sprecherinnen des Kollektivs in Basel-Stadt sagen aber:

«Wir haben den Eindruck, dass es ein vermehrtes Interesse an feministischen Themen gibt.»

Das habe sich zum Beispiel an der regen Teilnahme am letzten Vernetzungstreffen des Kollektivs gezeigt. An ihren Demonstrationen und Veranstaltungen hätten ausserdem besonders viele junge Menschen und unter 18-Jährige teilgenommen.

Für den 14. Juni ist Olivia Borer vom Berner Streikkollektiv zuversichtlich: «Es war selten so einfach, die Leute darüber zu informieren, dass an diesem Tag der feministische Streik stattfindet.»

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Frauenstreik 1991
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Frauenstreik 1991
Plakat zum landesweiten Frauenstreik vom 14. Juni 1991 mit dem Motto: «Wenn Frau will, steht alles still». Das Sujet stammt von Grafikerin Agnes Weber. (bild: schweizerisches nationalmuseum / asl)
quelle: schweizerisches nationalmuseum / asl
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Funiciello zerreisst den Zettel beim Interview – wegen dieser Aussage
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248 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
04.06.2025 10:51registriert März 2021
Irgendwie glaube ich nicht, dass hier grosses Interesse besteht.

Es klingt eher nach einem Versuch, die Demos zu füllen und Aufmerksamkeit zu schüren.

Der schrille Feminismus nach amerikanischem Vorbild ist daher hoffentlich bald verschwunden und ersetzt durch echten Feminismus europäischer Couleur, der auch Männer mit einbezieht.

Man darf schliesslich noch hoffen, oder?
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trichie
04.06.2025 10:38registriert Mai 2017
Wenn man wirklich an Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen glaubt, sollte man hinterfragen, ob der heutige Feminismus dieses Ziel noch verfolgt. Der ursprüngliche Kampf für gleiche Rechte und Chancen war wichtig und hat echten Fortschritt gebracht. Doch inzwischen hat sich ein Teil der Bewegung zu einer Ideologie entwickelt, die weniger Gleichheit will, sondern mehr Spaltung und Feindseligkeit gegenüber Männern.

Wenn eine Bewegung auf Doppelstandards setzt oder eine Gruppe beschuldigt, um eine andere zu stärken, schafft sie dann wirklich Gerechtigkeit – oder nur neue Ungleichheiten?
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zaphod67
04.06.2025 11:44registriert Mai 2018
Die Erneuerungswahl für die Nachfolge von BRin Amherd war für mich sinnbildlich für den Feminismus in der Schweiz. Keine einzige der (zahlreichen) Mitte-Politikerinnen wollte sich als Kandidatin zur Verfügung stellen, trotz intakter Wahlchancen. Nach der Wahl dagegen wurde kritisiert, dass es bloss zwei männliche Kandidaten gab. Da kann man nur den Kopf schütteln.
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