Am 14. Juni findet der feministische Streik statt. Die Vorbereitungen in den Streikkollektiven laufen darum aktuell auf Hochtouren. In Bern und in Zürich beteiligen sich dieses Jahr besonders viele Menschen an der Organisation.
«Wir merken seit Anfang Jahr einen deutlichen Zuwachs an Engagierten im Kollektiv», sagt Olivia Borer von der Mediengruppe des Feministischen Streikkollektivs Bern zu watson. In diesem Jahr kämen zu den monatlichen offenen Netzwerktreffen jeweils mehr als doppelt so viele neue Teilnehmende als im vergangenen Jahr. Darunter befänden sich auffällig viele junge Menschen.
Insgesamt zählt das Berner Kollektiv über fünfzig Mitglieder, bei der Mobilisierung für den Streiktag seien aber insgesamt über hundert Personen aktiv, zum Beispiel bei Flyeraktionen.
Woher kommt der grosse Andrang in diesem Jahr? Borer beobachtet, wie der Erfolg rechtspopulistischer Parteien weltweit vielen bewusst macht, dass man auch in der Schweiz für Rechte von Frauen, non-binären und trans Personen kämpfen müsse. Dazu käme die hohe Zahl von Femiziden in diesem Jahr: 15 Opfer zählt die Rechercheplattform «Stop Femizid» für das laufende Jahr.
Und auch die Rechte der Mütter stünden in der Schweiz unter Druck: «Wir kritisieren den Antrag der nationalrätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit, für eine Erhöhung des Vaterschaftsurlaubs den Mutterschaftsurlaub zu kürzen. Das ist ein Angriff auf das absolute Minimum», sagt Borer.
Sie fasst zusammen:
Auf Nachfrage von watson berichtet auch das feministische Streikkollektiv Zürich von einer hohen Bereitschaft, sich für den Streik in diesem Jahr zu engagieren. Eine im Zürcher Kollektiv aktive Auskunftsperson, die anonym bleiben möchte, erklärt sich das grosse Interesse am feministischen Streiktag ebenfalls mit den aktuellen politischen Machtverhältnissen: «Der Rechtsrutsch in Ländern wie Deutschland oder in den USA macht vielen Menschen in der Schweiz Angst.» Diese wollten sich deshalb politisch engagieren. Und sähen im feministischen Kollektiv eine gute Möglichkeit dafür.
Die Streikkollektive in Basel und in Luzern geben auf Nachfrage von watson zwar an, keinen grösseren Zuwachs von Mitgliedern als in anderen Jahren zu erleben. Sprecherinnen des Kollektivs in Basel-Stadt sagen aber:
Das habe sich zum Beispiel an der regen Teilnahme am letzten Vernetzungstreffen des Kollektivs gezeigt. An ihren Demonstrationen und Veranstaltungen hätten ausserdem besonders viele junge Menschen und unter 18-Jährige teilgenommen.
Für den 14. Juni ist Olivia Borer vom Berner Streikkollektiv zuversichtlich: «Es war selten so einfach, die Leute darüber zu informieren, dass an diesem Tag der feministische Streik stattfindet.»
Es klingt eher nach einem Versuch, die Demos zu füllen und Aufmerksamkeit zu schüren.
Der schrille Feminismus nach amerikanischem Vorbild ist daher hoffentlich bald verschwunden und ersetzt durch echten Feminismus europäischer Couleur, der auch Männer mit einbezieht.
Man darf schliesslich noch hoffen, oder?
Wenn eine Bewegung auf Doppelstandards setzt oder eine Gruppe beschuldigt, um eine andere zu stärken, schafft sie dann wirklich Gerechtigkeit – oder nur neue Ungleichheiten?